Nicht, dass Sie denken, ich wollte Ihnen ein X für ein U vormachen. Wir spielen gerade ein „Käse-Spiel“, das bedeutet, auf jedem Käseecken-Etikett steht hinterrücks ein Buchstabe. Die Anweisung, wie mit diesem Buchstaben verfahren werden soll, steht in der Verpackung. Lustig, oder? Na ja, geht so. Aber warum eigentlich nicht? Irgendeinen Zeitvertreib braucht der Mensch schließlich. Und dann, heute Morgen beim Frühstück, das X. Was soll ich damit anfangen? Das mit dem weiblichen Vornamen riecht ja noch nach Kreuzworträtsel oder Fliegeralphabet und ich antworte relativ spontan mit Xanthippe. Aber eine Märchenfigur, die mit dem Andreaskreuz beginnt, oder einen magischen Gegenstand? (Wobei mir zu letzterem eh nur das Z für den Zauberstab sinnvoll erscheinen will.)
Apropos Andreaskreuz: Gut, dass es das gibt. Sonst hätte ich schon so manchen x-beliebigen Bahnübergang völlig arglos gequert. Die Schienen kann man ja leicht übersehen, zumindest im Dunkeln. Es hat also durchaus seine Daseinsberechtigung. Mein Fahrlehrer war allerdings dafür, anzuhalten, auszusteigen und das Ohr auf die Schienen zu legen oder mindestens nach links und rechts zu schauen, wenn man mitten auf dem Übergang steht. Wird das heute auch noch empfohlen?
Trotz des durchaus berechtigten Vorkommens als Verkehrszeichen stelle ich fest, dass das X nur selten zum Einsatz kommt. Bei mir jedenfalls. Was sich schon deutlich erkennen lässt, weil es neben dem Q meine am wenigsten abgenutzte Taste der Laptop-Tastatur zu sein scheint. Im Umkehrschluss kann das bedeuten, dass ich nur selten über die körperliche Liebe schreibe, jedenfalls in deutlichen Worten.
Anders war das bei einem Kabarettisten, den ich letzthin gehört habe. Der war auch überzeugt davon, dass sich in seiner Buchstabensuppe nur der besagte Buchstabe befinden sollte. Alle anderen lehnte er rigoros ab und beschäftigte damit Unmengen von Restaurantpraktikanten und Koch-Azubis mit der Aussortierung seiner außergewöhnlichen Bestellung. Auch ein Hobby…
Und ich, was mache ich nun mit dem X? Die Käse-Fragerunde hab ich verloren, ich geb’s zu. Und sechs schreibe ich trotzdem öfter mit „ch“, daran wird sich vermutlich nichts ändern. Aber wenn ich demnächst in meiner Buchstabensuppe ein X finde, werde ich es herausfischen und trocknen. Versprochen! Das X hat einfach mehr Aufmerksamkeit verdient. Und hoffentlich bekomme ich bei der nächsten Käse-Runde nicht das Ypsilon!