2016 erschien mein Fantasy-Roman "Das Feentuch" Wer wissen will, was im fernen Schottland geschieht, findet das Buch beim Klick auf das Bild bei Amazon für 12,99 €

Auch alle E-Book-Leser können  "Das Feentuch" herunterladen.:  

Selbstverständlich gibt es mit der "Blick-ins-Buch-Funktion" eine Leseprobe. Also auf ins magische Schottland!

Aufrecht gehn, den Himmel sehn

Neben meinen Büchern, die durchweg in der Unterhal-tungslektüre ihren Platz haben, ist ein biblisches Musical für Kinder ab sechs Jahre in Chor-und Theatergruppen erschienen. In diesem Buch befinden sich Lieder, Sprechtexte und Notenmaterial für eine 30-minütige Aufführung.  In sechs Szenenbildern und ebenso vielen Liedern begegnen die Kinder Sarah, deren Blick auf den Boden gewandt ist und die an dieser Last schwer trägt. Und sie erfahren, was geschieht als Jesus in Sarahs Leben tritt... Das Buch im lese- und musikerfreund-lichen Großformat ist bei Amazon erhältlich.

B

Der Buchsbaumzünsler - aus meinem grünen Blätterwald

Gestern räuberischer Besuch im Trainingslager des 1.FC Köln, heute ebenso unliebsamen Besuch in meinem Garten entdeckt. In meiner vor 20 Jahren selbstgezogenen Buchsbaumhecke a la Bauerngarten wimmelt es von grünen Raupen. Gut getarnt, haben sie sich wohl in den vergangenen Tagen über den gesamten Bewuchs hergemacht. Herr Google erklärt mir, es handle sich um den Buchsbaumzünsler und ich kann nur bestätigen, der zünselt, was das Zeug hält. Liebe Freunde, geht in eure Gärten und schaut nach. Schon kleine braune Stellen und weißes Gespinst zeigen euch, wenn die Raupe bei euch zugeschlagen hat. Da hilft nur eins: Ab zum Gärtner eures Vertrauens und Spritzmittel geholt. am besten sofort, denn die Viecher sind hungrig und schnell. Gegen sie ist die Raupe Nimmersatt 'ne larmarschige Nummer. Das Gift heißt Bacillus thuringiensis und ist biologisch. Und ich drück euch inzwischen die Daumen, dass eure Gärten verschont bleiben...

Die Reise nach Jerusalem, oder wie die Briten ihren Stuhl freiwillig räumten

Nun ist es so weit – nach Wochen des Für und Wider hat das britische Referendum stattgefunden. Leider ist es nicht sicher, ob dabei tatsächlich ein Sieger gekürt werden kann. Doch hat man sich in diesem Fall nicht um einen Sitzplatz bemüht, sondern denselben freigeräumt, als die Musik verstummte. Ein freier Platz, auf den mancher Staat gerne Anspruch erheben würde.Wenn die Europäische Union alsbald die Regularien zum Ausscheiden der britischen Insel einleiten wird, könnte das Heulen und Zähneknirschen beginnen. Einstweilen heulen nur die Börsianer, aber die sind Kummer gewohnt und kennen sich mit schwarzen Freitagen aus.

Was mir einfällt im Zusammenhang mit dem Abstimmungsergebnis? Da wären zunächst die Fahnen, bei denen nun ein Stern ausgelöscht werden muss. Aber Halt: Die Zahl zwölf steht nur symbolhaft für die Vollkommenheit und das - zeitweilige - Zusammentreffen mit der Anzahl an EU-Staaten war rein zufällig. Logisch - sonst hätte man schon 2004 ein paar Sterne dazu malen müssen.

Was also sonst bewegt uns im Zusammenhang mit dem Austritt?

Die Tatsache, dass die wirtschaftlichen Verbindungen Deutschlands mit Großbritannien nicht als marginal bezeichnet werden können?

Der Umstand, dass es in Zukunft einen EU-Kommissar nebst 73 Abgeordneten geben wird, die ihren Job verloren haben?

Die rund 11 Milliarden, die das Königreich jährlich in den EU-Topf zahlt?

Dass man sich für den Zeitraum 07-12/2017 schon einmal nach einem neuen Ratspräsidenten umsehen sollte, den die Briten turnusgemäß hätten stellen müssen?

Oder dass es für Bundesbürger in England komplizierter wird, beruflich Fuß zu fassen?

Sicherlich gibt es weitere Bedenken. Und unter Umständen gibt es in Zukunft auch weitere Kandidaten, die beim Stuhlgerangel in der EU Stühle räumen oder verlangen werden. Dazu wird das Referendum vermutlich führen.

Ich erinnere mich an einen winzigen Anleger, den ich vor Jahren in Schottland sah. Er lag irgendwo am AdW, war teuer gepflastert und aufgearbeitet und bot etwa 10 (!) Booten einen sicheren Hafen.

Augenfällig war ein Schild, auf dem der Interessent lesen konnte, dass dieser wichtige Anlegeplatz mit EU-Geldern gefördert worden sei. Das jedenfalls ist in der Zukunft nicht mehr notwendig, wenn es das je war…

Mein blaues Wunder

Ich hörte Menschen sagen: „Baue und du wirst dich wundern!“ Meine jüngste Erfahrung sagt: Baue um und du wirst dein blaues Wunder erleben!“

Eine Zeit voller Staub, Dreck, Krach und unabsehbaren Folgearbeiten endet. Froh, alles überstanden zu haben, liegen auch Etappen auf der Zielgeraden, auf deren Erleben ich gut und gerne verzichtet hätte. Da wäre zunächst mein Unwort des Jahres: „F-90“! Für alle Kenner der Branche erschließt sich auf den ersten Blick, dass es sich um Bauelemente handelt, die der Brandschutzverordnung unterliegen und deutlich teurer sind als andere. Für Branchenunkundige bedarf der Begriff einer Erklärung und ich wünsche Ihnen nicht, dass Sie zukünftig eigene Erfahrungen erwerben. F-90 jedenfalls besagt, dass es bei einem Brand 90 Minuten dauert, ehe die so ausgerüsteten Wände oder Türen in Flammen aufgehen – falls Sie Zeit haben, darauf zu warten…

Aber lassen Sie mich zum Anfang zurückgehen. Ich erinnere mich zweier Firmen, die sich einigen mussten, wer für das Abkleben des Treppenhauses verantwortlich zeichnet, ebenso wie des Handwerkers, der alte Tapeten entfernen soll und diese Aufgabe an Wänden beginnt, die laut Plan zum Abriss verurteilt sind. Einen festen Platz hat die Baustellen-Toilette, die auch von vorübereilenden und plötzlicher Notdurft heimgesuchten Passanten dankbar frequentiert wurde. Vielleicht eine späte Rache für meinen Text über das beheizte Baustellenklo, zu dem ich mich vor einiger Zeit hinreißen ließ?

Lustig hingegen ist das geheimnisvolle Verschwinden einer Rentner-Bravo (Apotheken-Umschau), die für einen ebensolchen im Treppenhaus abgelegt wurde, ihren Adressaten jedoch nie erreichte. Ob auf dem o.g. Klo Papier fehlte oder die enthaltenen Kreuzworträtsel einer langweiligen Mittagspause zum Opfer fielen? Keine Ahnung. Sie verschwand im Nirwana.

Es gab Wände, die umfielen, obwohl sie hätten stehen bleiben sollen und kiloweise schwarze Asche zwischen Sparren, die aus Handwerkern die von Kindern gefürchteten schwarzen Männer machte. Bodendielen, die mit herausragenden Nägeln Attentate planten und Widrigkeiten wie kurzfristig erkrankte Vor(-und Nach)arbeiter. Lustig war auch die Mitteilung, dass man sich vor drei Monaten über unseren Auftrag gefreut hätte, sich derzeit jedoch außerstande sähe, ihn auszuführen…

Aber es gab auch sie: Handwerker, die sich für Staub und Dreck entschuldigten und ihre Baustelle sauber und ordentlich hinterließen und denen mein heißer Dank für ihre Umsicht gewiss ist.

Jetzt läuft der Countdown. Der Staub ist den Weg durchs Saugrohr gegangen und die Asche auf die gleichnamige Kippe. F-90 unterscheidet sich optisch nicht von anderen Baustoffen, die weniger als 90 Minuten benötigen, um vollends zu selbiger zu verbrennen. Die Nachbarn haben den Parkplatzmangel stillschweigend ertragen und das Umparken des Klos begrüßt. Was will frau mehr? Die Grundsanierung hat sich gelohnt – alles erstrahlt in neuem Glanz – bis zum nächsten Großprojekt…

Und wo es sonst noch brennt und staubt, lesen Sie unter www.anjaollmert.jimdo.com

Besser selten als nie

Ich habe eine neue Spezies entdeckt. Ok, nicht wirklich ich, sondern die Journaille meiner Tageszeitung. Mir begegnete sie heute morgen erstmalig zwischen den Zeilen eines Artikels. Ihre wahre Existenz ist nicht definitiv, denn sie waren in „Gänsefüßchen“ gesetzt:

Die SELTENWANDERER!


Diese Spezies ist nicht zu verwechseln mit dem WELTENWANDERER, der eher mystisch und unrealistisch daherkommt. Gemeint sind hingegen Zeitgenossen, die – ganz ohne rote Strümpfe, karierte Hemden oder kniekurzes Beinkleid – über die Wald- und Feldwege unserer Republik laufen.

Menschen, die – nicht verwandt mit dem VIELFAHRER – das Laufen in der freien Natur für sich entdeckt haben.

Menschen die, man höre und staune, sich nicht in Vereinen und Gruppen organisieren (wiewohl die Anzahl vereinsgebundener Sporttreibender in unserem Lande in allen Sparten zurückgeht), sondern sich mithilfe einer Wanderkarte die Wege durch das Unterholz bahnen.

Ob sie artverwandt sind mit denen, die in den 1980ern das Survivaltraining in heimischen Outbacks pflegten? Sicher ist jedoch, dass sie sich unverschämterweise auf Wegen tummeln, die von anderen zum Wandern hergerichtet wurden. Sie lesen ihre Fährten von Schildern, die andere aufgestellt haben und benutzen vermutlich auch ungefragt Unterstände, die sie nicht selbst errichteten.


Der SELTENWANDERER ist demzufolge eine Art von Schmarotzer, geneigt, sich die Errungenschaften organisierter Wandersportler zu Nutze zu machen. Aber er ist deutlich auf dem Vormarsch, hat vermutlich den gemeinen Wanderer bald rechts überholt.

Was kann gegen seine flächendeckende Ausbreitung im Bundesgebiet unternommen werden? Vermutlich nichts. Doch wenn passionierte Wanderer auf freier Wildbahn mit ihm zusammentreffen, sollten sie vorsichtshalber Abstand halten oder ihn zurechtweisen, dass er die Wege des Sauerländischen Gebirgsvereins unentgeltlich beschreitet. Machen Sie sich also nicht gemein mit dem gemeinen SELTENWANDERER...

Der Blätterwald in Barcelona

Sagrada Familia - April 2015, Foto: Anja Ollmert

 

Ganz anders sind sie als zuhause: Die Blätter von Barcelona. Anfang April teilen sie sich die Äste mit Zitrusfrüchten und Blüten. Klar, das weiß jedes Kind, dass Orangen, Mandarinen und Zitronen zugleich erntereifes Obst und Blüten tragen können. Trotzdem stand ich staunend davor und freute mich darüber. Ich gebe zu: Die Orangen sind eher bitter-sauer, aber das tut der Freude keinen Abbruch.

Was mich sonst noch faszinierte an Spaniens (heimlicher Haupt)-Stadt? Da wäre die absolute Leidenschaft für alles Katalanische, die dem Besucher quasi aus den Knopflöchern der Barcelonesen (die wirklich so heißen!!!) entgegen springt.

Dass ich innerhalb kürzester Zeit bekennender Gaudi-Fan wurde, gestehe ich gerne. Der Park Güell versetzte die Fantasie der Märchenerzählerin von heute ohne Umwege zu Hänsel und Gretel, obwohl ich die zwei dort nicht getroffen habe.

Mein persönliches Highlight? Seine Sagrada Familia. Das Licht auf der Nachmittagsseite ließ mich eintauchen in warmes Orange. Es fühlte sich an, als könne man darin baden. Ich habe geschworen, wiederzukommen, wenn die Kirche fertig ist, damit ich auch in blaugrünem Vormittagslicht baden kann.

 

Woran ich mich sonst noch erinnern werde? Ganz sicher an gefühlte Tausend Kilometer, die ich zu Fuß zurückgelegt habe. Aber auch an Straßenhändler, die hektische ihre Bettlaken an sich reißen, wenn Uniformträger auftauchen oder andere, die klingen, als hätten sie die Stimme von Ernies Quietscheente aus der Sesamstraße verschluckt. In ihrem Mund ein Plastikteil, das sie für einen Euro zum Verkauf feilbieten. Auch an die Spanierin, die durch lautes Geschrei in der U-Bahn zwei Männer davon abhält, einen dritten zu beklauen. Die verhinderten Diebe beschleunigen danach keineswegs ihre Schritte... Oder den Mann in der Metro, der sich unablässig durch sein schütteres Haar fährt, bevor er beginnt, sich die Nasenhaare auszureißen. Auf jeden Fall aber an Mosaike aus Millionen von Fliesen, zerbrochen und zu neuen Kunstwerken gepaart.

Der Blätterwald in Paris

                                                                        Günstige Fernreisen

Ich war in Frankreichs Hauptstadt unterwegs. Ich kam mit dem Flieger dorthin. Das hat so weit gut funktioniert, auch wenn man mir auf dem Hinflug eine ganze Stunde meines Aufenthaltes gestohlen hat.

Das Appartement war zentral gelegen, sauber, gemütlich und mit allem ausgestattet, was der Reisende benötigt. Eddy, der uns dort willkommen hieß, war ausgesprochen freundlich und zuvorkommend, die Sonne fünf Tage lang fleißig, die Metro voll, Eintrittsgelder, Essen und Getränke teuer und meine Laune trotzdem perfekt. So weit die Kurzfassung meines Aufenthaltes.

Es gab auch Details, die genug Futter für meinen Blätterwald bieten. Ich will sie Ihnen nicht vorenthalten, aber ich werde sie häppchenweise servieren. Als Amuse Geule gibt es heute die irrwitzigste Werbebotschaft, die mir auf meinen Streifzügen begegnet ist.

Ich mag französische Werbung, besonders im Fernsehen. Da gibt es zum Beispiel niedlich Igel, die mit Spülschwämmen schmusen, aber das nur nebenbei...

An den Wänden der Metrostationen verfolgte mich der Satz: „Voyager au prix d'un Sac!“ Das heißt nicht etwa: „Verreisen Sie mit einem alten Sack“ oder so. Nein, es impliziert, dass es tatsächlich möglich sei, zum Preis einer Handtasche auf Reisen zu gehen. Und ich könnte dieser Aussage zustimmen, wenn ich meinen letzten Handtaschenkauf in Relation zu der Fluglinie setze, bei der ich gebucht habe. Wer allerdings durch einschlägige Pariser Boutiquenviertel spaziert, der ahnt, dass man nicht nur die nächste Hauptstadt, sondern gleich fremde Kontinente erreichen könnte. Bei einer Handtasche für ca. 2450,- Euro wären das beispielsweise Tansania, Neuseeland und Australien.

Das eröffnet doch ungeahnte Möglichkeiten, finde ich. Statt einer Handtasche gönne ich mir in Kürze einen Fernflug zur anderen Seite der Erde. Und ich hätte tatsächlich noch Geld gespart.

 

                                                                                 Pariser Chic

Paris ist eine Welthauptstadt mit Flair und Esprit. In manchen Köpfen eng verknüpft mit den Eisenstreben und unzähligen Nie-ten des Eiffelturms, dem buckligen Glöck-ner nach Vorbild eines Charles Laughton und der äußerst weiblichen Silhouette einer Maureen O'Hara. Pariser Chic, allerorten auf den Straßen und in den Schaufenstern zu sehen, passt in dieses Klischee.

Ich gebe zu, das Bild, das ich in Versailles abgebe, erinnert eher an eine französische Bistro-Tischdecke. Trotzdem will ich es Ihnen nicht vor-enthalten, mögen Ihre Assoziationen auch ganz andere sein. Autor-innen auf Recherchetour müssen Prioritäten setzen. Deren Kleidung sollte eher praktisch sein als schick.

Die Stadt der Liebe bietet heutzutage übrigens auch mehr als nur Pigalle und Moulin Rouge. Wird das Viertel auch weltweit als größte Mausefalle präsentierte, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass Erotik in ganz kleinen Dingen stecken kann.

Ich fand sie, die Erotik, mitten in der Metro. Nein, nicht dort, wo alle Fahrgäste mit ihren Handys rumdaddeln, dass zum Glück selbst die Taschendiebe zu beschäftigt sind, als sich um Ihre oder meine Handtasche zu kümmern.

Es war die Stimme aus dem Off, die es mir abwechselnd heiß und kalt den Rücken herabrieseln ließ. Eine Männerstimme, die der Reihe nach die Metrostationen nannte, um dafür zu sorgen, dass ich die Orien-tierung nicht verlor.

Die Besonderheit daran? Er nannte jeden Streckenposten gleich zwei-mal. Klingende Namen wie Barbès Rochechouart, Richelieu Drouot, Étienne Marcel oder Réaumur Sebastopol ließ er sich ebenso auf der Zunge zergehen, wie Bonne Nouvelle oder Poisonnière. Am Ende erhob er die Stimme, als wolle er zu der Frage ansetzen, ob das mein Ziel sei. Bei der zweiten Nennung ließ er sie sinken und es klang wie: „Alors, comme vous voulez!“

Ich gebe zu, ich hätte den Besitzer dieser Voix celéste (http://en.wikipedia.org/wiki/Voix_c%C3%A9leste) gerne live gesehen und damit meine ich nicht das Band, das sich vermutlich nicht nur im Führerhaus dieses Zuges verbirgt. Aber manche Fantasien sollten Fantasien bleiben; das vermeidet Enttäuschungen. Und dann geht es mir wie Ihnen mit dem Bild der rotkarierten Autorin, die dem Vergleich mit dem Pariser Chic nicht standhält.

 

                                                 Des Selfie-Wahnsinns fette Beute

Menschen, die ein fremdes Land oder außergewöhnliche Orte besuchen, neigen dazu, das Gesehene in Bild und/oder Ton für die Nachwelt festzuhalten. Das hat durchaus seinen Reiz und ist keine Erscheinung aktuellen Zeitgeistes. Wer von uns erinnert sich nicht an die Dia-Beweise von Frau Krause, die zum ersten Mal Venedig sah und glaubte, jetzt in Frieden sterben zu können? Noch nicht auf der Stelle, aber doch mit einer gewissen Sicherheit, alles Lohnenswerte gesehen und erlebt zu haben.

Werfe ich einen Blick auf meinen Speicher im Tablet-PC, lässt sich erkennen, dass ich da keine Ausnahme mache. Allein fünf Tage Paris lassen sich anhand von etwa 500 Bildern dokumentieren. Wunderbare Bilder für den, der das Erlebnis teilte. Für andere aber vermutlich ebenso langweilig, wie Frau Krauses Diashow aus den 60ern. Allein die Leinwand und das Projektorsurren bleiben meinen Freunden erspart.

Was mir aber deutlich wurde, während ich durch die Straßen der Stadt stromerte und die Sehenswürdigkeiten nach Touristenart eroberte, waren die Selfie-Schützen. Kein Ort, an dem sich nicht jemand möglichst weit zurücklehnte oder den Arm weit von sich streckte, um vor gewünschter Kulisse z.B. mit der Mona Lisa höchstselbst auf einem Bilde vereint zu werden. Wer schon einmal ein „Selfie“ geschossen hat, weiß wie schwierig es ist, darauf nur halbwegs intelligent aus der Wäsche zu gucken. Mit einem Auge schielt man zum Auslösepunkt auf dem Display, mit dem anderen versucht man, möglichst unbefangen in die Kamera zu blicken. Die Profis unter den Selbstdarstellern sind die, die ihr Handy in eine Teleskopstange mit Fernauslöser gepresst haben. So können sie über die Köpfe der Passanten hinweg sich selbst in einer Menschenmenge ablichten. Dafür stehen bleiben müssen sie allerdings immer noch. Doch sie alle vertrauen darauf, dass weitere Passanten ihnen freundlicherweise ausweichen. Meistens gelingt das. Manchmal allerdings auch nicht...

Mir wurde das zu blöd. Ich hab schon zu Hause festgestellt, dass ich nicht nach Selfie-Manier knipsen kann, ohne auszusehen, als benötigte ich dringend einen Arzt. Und ich garantiere Ihnen, man kann sogar auf dem Eiffelturm jemanden finden, der die Freundlichkeit besitzt, für Sie den Auslöser zu drücken. In meinem Fall eine Familie mit Kind. Im Selfie-Wahn hatte sich der junge Spanier fast den Arm ausgekugelt. Ich bot ihm Hilfe an und seine Erleichterung war fast körperlich spürbar. Im Gegenzug traute ich mich, ihm mein Tablet zu geben. (Sie kennen die Geschichte, dass jemand auf diese Weise günstig an einen Fotoapparat kam...?) Aber es hat sich gelohnt. Nun ja, ich wurde dadurch nicht schöner, wirke aber deutlich entspannter.

                                                     

                                                    Bois un coca avec un célibatair

Ich sitze in einem Pariser Straßencafé. Schon vor einigen Tagen habe ich festgestellt, dass die Coca-Cola-Kampagne des letzten Jahres in Frankreich noch nicht beendet ist. So habe ich verschiedentlich meine Cola mit Marie, Fabienne, Maurice und wem auch immer verzehrt.

Nun dieser neue Aufdruck auf der Colaflasche vor mir: Bois un Coca avec un célibataire – Trink eine Cola mit einem ….

Würde ich diesen Begriff direkt ins Deutsche übertragen, käme etwas völlig anderes dabei heraus, nämlich: Trink eine Cola mit einem Zölibatären.

In meiner Fantasie präsentieren sich eine Reihe Priester an einem Altartisch, zur Wandlung statt des Kelches eine Colaflasche vor sich. (Sie wissen, dass meine Fantasie gelegentlich mit mir ihre Späße treibt!) Doch das sprengt alle Grenzen meiner katholischen Vorstellungen, da kann ich nicht aus meiner Haut.

Trotzdem ist die Aufforderung des amerikanischen Getränkekonzerns eine nette. Ich soll eine Cola trinken, mit jemandem, der alleine ist. (Ich mogle mal ein bisschen, denn eigentlich heißt es „ledig“, aber das lässt sich ja nicht auf einen Blick erkennen.)

Das wäre doch eine Maßnahme: Sich in einem Café umzuschauen, und zu erraten, wer da allein seine Zeit absitzt und sich womöglich einen Gesprächspartner wünscht.

Doch ich gebe zu, dass mir der Mut fehlt, jemanden anzusprechen.

Dabei finde ich selbst eine solche Art plötzlicher Kontaktaufnahme nicht unangenehm.

So geschehen am selben Tag an einem Cafétisch in der Nähe des Louvre. Ich suche auf dem iPad die nächste Metrolinie – meine Orientierung benötigt immer etwas Nachhilfe – da höre ich neben mir einen erfreuten Ausruf: „J'ai une comme ca, à la maison.“ Ich denke, der Redner meint meinen Tablet-PC und will gerade antworten, dass die Dinger ja nicht sooo selten sind. Doch schon hat er sein eigenes Apple-Display gestartet und zeigt mir ein Foto seines Hundes, der freundlich aus Bildschirm zu mir herausschaut.

Ach so, jetzt verstehe ich, worum es ihm geht. Er hat den Startbildschirm mit meinem Hund gesehen. Wir plaudern noch ein wenig über dies und das und ich freue mich über die tierische Völkerverständigung. Als er geht, wünscht er uns noch einen schönen Tag. „Également, merci!“, antworte ich und meine das auch! In diesem Sinne: „Bois un Coca avec un cèlibataire...!“

 

                                                                                Der Accent Circonflexe

Es gab sie: nette Menschen, die mir den Weg zeigten, die freundlich auf meine Fragen antworteten und sich mit mir austauschten wenn sie merkten, dass ich aus Deutschland kam.

Zum Beispiel der Aufpasser an der Sicherheitsschleuse des Eiffelturms. „Vous êtes d'ou?“, fragte er, während meine Handtasche sein Durchleuchtungsgerät passierte. „Allemagne!“; antwortete ich.

„Oh, Schweinsteiger!“, rief er erfreut, mit der Betonung auf der letzten Silbe. Ich lachte nur und nickte. Dabei hätte ich genau so erfreut mit „Ribéry“ antworten können, wäre ich schlagfertig genug gewesen. Fußball verbindet!

Oder der „Schleusenwärter“ im Centre Pompidou, der freundlich fragte, ob ich ihm meine Tasche öffne. Kein Problem für ihn, dass ich unbedingt in die Bibliothek wollte, ohne einen Leseausweis zu besitzen. (spätere Leser werden sich bei meinem nächsten Roman an ihn erinnern.)

Und nicht zu vergessen Eddy, der uns im Appartement alles zeigte und uns einen erholsamen Aufenthalt wünschte.

Doch es gab unter den vielen auch herausragende Begegnungen mit zwei Menschen, die mir im Gedächtnis bleiben werden. So der junge Mann an der Kasse einer Modekette. Neben ihm ein Schild, das auf seine Hörbehinderung hinwies. Als ich bezahle, bin ich froh, dass er mein Schulfranzösisch von den Lippen ablesen kann und ich ihn verstehe, als er antwortet. Es entspinnt sich ein Mini-Dialog, aber immerhin wünschen wir einander am Ende „Une bonne journée!“ Schön, dass es in einer Metropole solche Arbeitsplätze gibt, während hier noch heiß über Inklusion im Bildungsbereich diskutiert wird.

Doch im Ranking führt ER: Tino, ein Museumsangestellter der besonderen Art. Das mag an ihm persönlich liegen, aber auch an der Besonderheit des Museums, in dem ich ihn traf oder dem Blaumann, den er trug. Das Musée d'Egouts an der Ponte de l'Alma, Schlusspunkt meiner Rechercheliste. Zunächst dachte ich, das sei nicht zu schaffen, bis sich zeigte, es könnte klappen.

Dass jedoch die Eintrittskarten im „Winter“ (Ende September!) nur bis 16.00 Uhr verkauft werden, verschwieg mein Reiseführer. Ich kam an und hatte den Zeitpunkt für den letzten Kartenverkauf um eine halbe Stunde überzogen. Ich frage an der Kasse, doch Tino tut es leid und ich soll morgen wieder kommen. Ich sage, dass ich dann im Flieger sitze und so gern einen Blick hineingeworfen hätte in die Unterwelt der französischen Hauptstadt. Ich erkläre ihm auch, wieso und weshalb, und dass das Museum in meinem Buch eine Rolle spielen wird.

Er zwinkert mir zu: „Gehen Sie doch hinunter und sehen es sich an. Eine halbe Stunde bleibt Ihnen, ehe wir schließen.“ Von Kartenverkauf keine Rede. Ich strahle, tauche ein ins Pariser Souterrain. Es ist menschenleer, ich bekomme einen umfassenden Eindruck, ein paar Fotos und vor allem diesen „Geruch aus dem Untergrund“, auf den es mir ankommt. Seinen vollen Namen will Tino nicht verraten, als ich ihm eine Erwähnung in meinem Buch verspreche.

Dieses Zusammentreffen ist quasi das i-Tüpfelchen, nein, der Accent circonflexe meines Paris-Besuchs. Danke Tino!

 

                                                                                 Rettung in letzter Minute

Einen Nachtrag zum Pariser Blätterwald gibt es noch. Quasi in letzter Minute, kurz vor Verlassen des Landes. Ich sitze am Flughafen im Wartebereich. Neben mir ein junger Vater, der sein Kind mit dem Multimedia-Angebot seines Handys bespaßt. Ein Ablenkungsmanöver, das ich in den vergangenen Tagen öfter als einmal beobachten konnte. Das Kind schaut ein Comic und vergisst, im Kinderwagen zu nörgeln. Da kommt die Mutter; die nörgelt umso mehr, allerdings auf Spanisch. Man hört es nur am Tonfall. Der Vater rafft sein Zeug zusammen und die drei machen den Abgang. Leider vergessen sie dabei das teure Smartphone auf dem Sitz neben mir. Zunächst bemerke ich das nicht einmal. Erst, als ein „Interessent“ versucht, sich unauffällig immer näher an uns heranzupirschen. Es bleibt bei dem Versuch. Meine Tochter zeigt auf das Telefon und sagt:

„Das hat der junge Mann eben liegen lassen!“ Als ich es aufnehme, ist der „Interessent“ innerhalb eines Wimpernschlags verschwunden. Ich gebe das Handy bei der Security ab und hoffe, sein Besitzer bemerkt nicht erst im Flieger den Verlust. 

Das Butterbrot

Wer mich kennt, weiß, dass ich am Mittag Radio höre. Ich sitze also da, schiebe mir ein Kartoffelstück zwischen die Zähne und verschlucke mich an der verlautbarten Nachricht: Meine Knifte soll Weltkulturerbe der UNESCO werden. Hoch lebe das deutsche Butterbrot!

 

Langsam komme ich wieder zu Atem.
Es gebe mehr als 600 Sorten Brot in Deutschland, erklärt der Moderator. Daher vertreten die Bäcker derselben die Meinung, es sei Zeit, sich neben der mediterranen Küche auf der UNESCO-Liste einzureihen. Nirgends gibt es so viele verschiedene Brote, wie in deutschen Landen. Und vielleicht auch nirgends so viele unterschiedliche Begriffe dafür, wie Schnitte, Bemme, Stulle, Schachtwacke (War mir auch neu!) oder eben Knifte, um nur einige zu nennen.
In Frankreich heißt das Pendant allerdings auch nicht ausschließlich Baguette, gleichwohl wir glauben, dass jeder Franzose sein morgendliches Stangenbrot unter dem Arm davon trägt.

 

Aber es geht ja gar nicht um das Butterbrot. Lassen wir also die Butter außen vor, bevor man sie uns vom Brot nimmt. Es geht um seine Grundlage aus allerlei Körnern, die allesamt in Deutschland angebaut und verarbeitet werden.

 

Ich esse gerne Brot, egal woher es kommt. Aber das mit den Nahrungsmitteln auf der Liste finde ich befremdlich. Ist diese Aufzählung nicht für etwas vom Aussterben Bedrohtes gedacht? Hat hier der amerikanische Fastfooder seine Finger im Spiel und will unserem Butterbrot an den Kragen?

 

Das lassen wir uns ja wohl nicht aufs Brot schmieren, nicht einmal, wenn es auf die Butterseite fällt…

Blitzer-Marathon - bundesweites 24-Stunden-Portrait-Fotografieren

Den ganzen Tag über plärrte es im Radio, füllte mit langen Listen die Zeitungen und Fernsehnachrichten: „Achtung, 24-Stunden-Blitz-Marathon, deutschlandweit.“

Und nun frag ich mich, wie viele hat es getroffen?

Ich fahre gerne angepasst und regelkonform. Schon deshalb, weil ich selbst nicht beiseite springen mag, wenn jemand angerast kommt. Autofahrer, die deshalb fast meine Stoßstange küssen, rangieren auf meiner Beliebtheitsskala nicht allzu weit oben.

Aber ich kann schon verstehen, wenn man mal ein wenig über die Stränge schlägt. Tempo und Freiheit scheinen noch immer gleichgesetzt zu sein und vermitteln uns das Gefühl von Grenzenlosigkeit. Das gilt auch für den Betonfuß auf dem Gaspedal.

Es gab sicher einige, die nun bald ein Portraitfoto zugeschickt bekommen, auf das sie gerne verzichtet hätten. Doch immer wieder gibt es vor allem die Fahrer, die noch eins draufsetzen müssen. So zum Beispiel dieser: Er hat ein Ticket gekriegt, weil er in der Fünfziger-Zone mehr als achtzig km/h gefahren ist. Er wird angehalten, zur Kasse gebeten und – startet vor lauter Wut mit quietschenden Reifen durch. Leider besitzt das Polizeiauto eine Kontrollkamera in beide Richtungen. Als Wiederholungstäter ist er nur rund zwanzig km/h zu schnell. Dumm gelaufen, oder eben doch gefahren…

Lustig hingegen ist diese Nachricht: Ein Mann verkleidet sich am heutigen Tag als Blitzgerät und erwischt mit seiner gefakten Kostümierung ausgerechnet einen Streifenwagen. Die nimmt gerne die Verfolgung auf, ist sie doch nicht scharf auf ein eigenes Foto. Wie ich hörte, flüchtete der Held zu Fuß und verlieh dem Blitz-Marathon eine völlig andere Bedeutung. Ob er wohl schnell genug war?

Die Brüllerin

Ich bin mit meiner Hündin im Wald unterwegs und genieße Stille und gute Luft, fernab vom Autoverkehr. Mein Hund darf hier frei und ohne Leine laufen. Keine Selbstverständlichkeit in unserem Ort, trotz nicht zu verachtender Hundesteuern. Hier bremst uns niemand aus, müssen wir keine Ordnungshüter mit Strafgeld-Anzeige befürchten, was dazu führt, dass sich in diesem Waldstück viele Hunde und Halter tummeln, an manchen Stellen stehenbleiben und ein spontanes Rudel bilden. Man plaudert über Fiffi & Co, tauscht Erfahrungen aus, bevor es zur nächsten Ecke geht.

Eine bunte Mischung von Hunde- und Herrchenrassen macht den Spaziergang zu einem Vergnügen. Dazwischen Streckenabschnitte, die weniger stark frequentiert werden. Eine Abwechslung, die mein Hund und ich auch genießen.

Meine Hündin hat nämlich ein Problem. Nein, nicht mit anderen Artgenossen oder den dazugehörigen Menschen. Das Problem ist, meine Hündin riecht zu gut. Zumindest nach Ansicht mancher Rüden, die uns begegnen. Sie setzen sich über die Befehle ihrer Halter hinweg, preschen auf uns zu und tänzeln verliebt herum, in der Hoffnung, vielleicht erhört zu werden. Das Aufreiten gehört wie selbstverständlich dazu. Meine Hündin hält still, wie immer. Nur selten wehrt sie sich gegen die aufdringlichen Liebesbeweise.

Die Reaktionen der Hundehalter sind unterschiedlich. Ich will da niemanden in die Klischeeschublade stecken, doch es gibt nach meiner Erkenntnis fünf Typen.

Nummer eins ruft schon von Ferne den Namen des Hundes, sofern er ebenfalls frei läuft. Ist er angeleint, verbieten sie das Begrüßungsschnüffeln am "falschen" Ende. Scheint ihnen peinlich zu sein. Ein bisschen so wie bei dem Kleinkind, das zur Begrüßung die Linke hinstreckt und getadelt wird: Das ist das falsche Händchen..." Hier heißt es: Na, du musst doch nicht immer da hinten... Komm doch weg... Das muss jetzt echt nicht sein." Halbsätze, die den Hund wenig stören und auch nicht davon abhalten, weiterzuschnüffeln, wo es ihm beliebt.

Dann Kategorie Nummer zwei. "Du kannst doch gar nicht mehr", lässt darauf schließen, dass es sich um ein kastriertes Modell handelt. Die Tatsache, dass man dem Rüden dazu verholfen hat, dass das Können fehlt, aber nicht das Wollen, wird nur selten genau benannt. Und bei vielen ist der medizinische Eingriff im Kopf nicht angekommen, oder zumindest seine Resultate.

Die dritte Gruppe ist mir wenig sympathisch. Oft geben sich die Halter ebenso potent wie ihre Vierbeiner und reiten gerne mit Stolz darauf herum. Selten genug greifen sie ein und zerren Fiffi eigenhändig von meiner Hündin, die dazu wohlgemerkt nicht läufig sein muss. Ihre Anziehungskraft ist bedingt durch ihr Hunde-Chanel. Eingreifen muss ich dann selber. Manchmal möchte ich antworten, sie sollen ihrem Hund befehlen, selber zu laufen, statt sich tragen zu lassen. Doch ich weiß, das bringt nichts.

Die Angehörigen der Gruppe vier sind wenig auffällig. Sie machen einen Bogen um uns, wenn sie meine Hündin erkennen. Deshalb lassen sie sich nicht klassifizieren.

Letztens hatte ich Kontakt zu einem Mitglied aus Schublade fünf - obwohl das eher eine Begegnung der dritten Art war. Der freilaufende Hund, sehr verliebt und schneller als Frauchen, erreichte uns innerhalb von Sekunden, von Null auf Hundert, sozusagen. Frauchen blieb stehen und schrie mit einem Hauch von Hysterie durch den bis dahin stillen Wald. Die Reaktion ihres Hundes war gleich Null. Dann eilte sie herbei, hob das Ohr des Golden Retrievers an, beugte sich zu ihm hinunter und brüllte mit unglaublicher Lautstärke in die Ohrmuschel des Tieres: "Wenn die Mama dir sagt, du sollst stehenbleiben, dann bleibst du gefälligst stehen. Hast du gehört, was ich gesagt habe?"

Ich stand stramm, das kann ich Ihnen sagen. Nach diesem militärisch herausgebrüllten Befehl hatte ich für Sekunden einen klingelnden Tinnitus, der nur langsam verebte. Meine Hand musste ich mit aller Kraft unten halten, um nicht zu salutieren und vermutlich hätte ich in dem Zusammenhang sowas wie "Jawoll, Mam" gerufen.

Der fremde Hund hingegen blieb unbeeindruckt. Ich befürchte, ihm ist bereits Jahre zuvor das Trommelfell ruiniert worden und inzwischen ist er stocktaub. Dann wurde er angeleint und weggezerrt. Meine Hündin stand verwirrt auf der Stelle, nicht sicher, ob der Befehl auch für sie gegolten hatte. Es hat ein wenig gedauert, ehe sie den Spaziergang fortgesetzt hat.