Und doch
Noch immer trägt er unsere Lasten, seit 2000 Jahren schon
und doch haben wir es ihm nicht leichter gemacht.
Niemand mehr da.
Die Schaulustigen am Straßenrand – längst gibt es woanders Spektakuläreres zu sehen.
Die Mordgierigen beim Schauprozess – längst haben sie neue Opfer gefunden.
Auch Simon hat sich aus dem Staub gemacht – zurück nach Cyrene.
Veronikas Schweißtuch wischt heute über verschwitzte Sportlergesichter.
Die Frauen am Straßenrand haben nun Wichtigeres zu beweinen
– so wie er es ihnen vorausgesagt hat – und doch beweinen sie nicht ihre Kinder.
Vielleicht hat er auch die Mutter hinter sich gelassen –
Wie viele Kinder, denen das Elternwort nichts mehr gilt.
Und doch - die Kreuze der Verbrecher rechts und links der freien Stelle auf Golgatha –
sie warten noch immer, dass er die Lücke zwischen ihnen ausfüllt.
Und doch - er – gebeugt, wie eh und je – nicht mehr nackt
und trotzdem immer wieder bloßgestellt von uns.
Und doch stützt er sein Kreuz, damit wir die Balance halten.
Er fällt nicht mehr unter dem Kreuz. Nicht einmal, zweimal, dreimal.
Und doch trägt er so
Chronisten,
Liebende,
Gottesmänner
und mit ihnen jeden von uns
durch die Ewigkeit.
Und doch stürzt er nicht – liegt dort auch der Stein des Anstoßes auf seinem Weg.
Und wenn der Teufel frohlockt, und er für uns widersteht
tragen ihn die Engel hinüber, damit sein Fuß nicht anstoße.
Und doch gibt es Menschen,
die sich anrühren lassen von seinem Kreuz und seiner Botschaft von Liebe.
Und doch
tritt er für uns aus dem Dunkel in das Licht der Auferstehung,
damit auch wir immer wieder auferstehen,
uns immer neu aufrichten und ausrichten an ihm.