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Aufrecht gehn, den Himmel sehn

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2. Dezember

Die Keksdose

 

            Tim und seine Schwester sind furchtbar aufgeregt. Nicht mehr lange und es ist Weihnachten. Sie sind so kribbelig, dass sie in der Schule schon seit Tagen Mühe haben, still zu sitzen. Und auch Zuhause ist das nicht besser. Ihrer Mutter gehen sie damit gehörig auf die Nerven. Seit die vor drei Tagen  das Weihnachtsgebäck gemacht hat, ist es noch schlimmer. Schon als die Kinder zum Mittagessen kamen, ging es los.

 

            „Eins nur noch, Mama!“, bettelt Tim und auch Sonja schleicht sich an und ruft:

            „Die riechen doch so lecker und es bleiben auch noch genug für Weihnachten, wenn du jedem eins gibst, Mama!“ Dabei hüpft sie wie ein Flummi vor der Mutter auf und nieder.

            „Ihr wisst, dass es vor dem Nikolausabend nie Plätzchen gibt. Wenn ihr sie immer essen könntet, wäre es längst nichts Besonderes mehr. Zum Fest wärt ihr sie dann leid.“

            „Niemals!“, schwört Tim.

            „Wo denkst du hin, Mama. Weihnachtsplätzchen könnte ich noch bis Ostern essen.“

            „Ich bleibe eisern. Vor dem Nikolaustag gibt es nichts mehr. Ihr müsst euch gedulden. Und nun ab in eure Zimmer.“ Die Mutter schüttelt den Kopf und verlässt die Küche. Sie muss noch zum Einkaufen.

            „Wenn ich wiederkomme, habt ihr mit den Hausaufgaben angefangen, hört ihr?“ Statt einer Antwort erklingt zweistimmiges Getuschel. Sie schnappt nach dem Autoschlüssel und ruft: „In einer halben Stunde bin ich zurück!“

 

            Doch kaum ist sie fort, gehen die Geschwister wieder in die Küche. Ganz oben auf dem Schrank steht die Kiste mit den Keksen. So hoch, dass beide nicht heranreichen. Eine Weile stehen sie unschlüssig da. Der Duft vom Backen liegt noch im Raum und das Wasser läuft ihnen im Mund zusammen.

            „Du bist größer als ich!“, stellt Tim fest und blickt Sonja herausfordernd an.

            „Ach nee, was du nicht sagst“; grinst seine Schwester. „Und was soll das bedeuten?“

            „Du könntest auf den Stuhl klettern, von da auf die Arbeitsplatte steigen und die Dose holen. Ich nehme sie an und du kommst wieder runter. Dann essen wir jeder einen Keks und machen es umgekehrt. Also hochklettern, Dose rauf und wieder runterklettern.“ Er erklärt ihr jeden einzelnen Schritt. Sonja zeigt ihm einen Vogel.

            „Du hast sie doch nicht alle.“

            „Bei zwei Keksen wird Mama das niemals merken!“

            „Und wenn sie wiederkommt? Was ist, wenn ich dann auf dem Schrank stehe?“

            „Sie hat gesagt, in einer halben Stunde und wenn du nicht so viel diskutierst, sitzen wir längst an unseren Hausaufgaben.“

 

            Eigentlich lässt Sonja sich gerne überreden. Die Plätzchen sind einfach zu lecker. Und bis Nikolaus sind es noch fünf Tage. Das ist nicht auszuhalten, findet Sonja und schiebt den Küchenstuhl an die Arbeitsplatte.

            „Aber du hältst den Stuhl fest, verstanden?“

            „Klar!“, Tim nickt. Er freut sich schon auf seinen Anteil. Sonja steigt auf den Stuhl und von da auf die Arbeitsplatte. Das ist ganz schön hoch, stellt sie fest. Und sie kommt noch immer nicht an die Keksdose. Das hat sie sich wirklich leichter vorgestellt.

            „Du musst dich auf die Zehenspitzen stellen“, schlägt Tim vor. Sonja reckt sich und reicht jetzt mit ihren Fingerspitzen an die Dose. Ganz langsam rückt sie das Ding vor. Zentimeter für Zentimeter. Jetzt gleitet die Dose vom Schrank. Doch, oh Schreck, sie entgleitet Sonjas Griff und schlägt auf dem Küchenboden auf. Der Deckel springt ab und der Inhalt ergießt sich. Das ganze Spritzgebäck, all die ausgestochenen Sterne und Tannenbäume sind nur noch Paniermehl. Sonja wird ganz bleich.

            „Das gibt Ärger!“, sagt Tim. Damit dürfte er gar nicht so falsch liegen.

            „Komm, wir essen wenigstens ein paar Krümel. Theater gibt es sowieso, wenn Mama kommt.“

 

            Da hat er auch wieder Recht, denkt Sonja. Und so essen sie ein paar Krümel und fegen die Überreste des Gebäcks wieder in die Dose.

            „Wir müssen uns überlegen, wie wir das Mama beibringen!“ sagt Tim.

            „Da wird keine Ausrede gut genug sein“, antwortet Sonja leise. Ihr steht das schlechte Gewissen ins Gesicht geschrieben. Und gleich kommt Mama. Wie geplant stellt sie die Dose wieder auf den Schrank, stellt den Stuhl zurück und beide verschwinden an ihren Schreibtischen.

 

            Als die Mutter heimkommt, wundert sie sich, dass die Kinder so lieb sind. Vielleicht haben sie ja doch einen Keks verdient, denkt sie und geht in die Küche. Hat sie die Dose wirklich so weit nach oben gestellt? Wenn sie vor dem Schrank steht, reicht sie kaum mit den Fingerspitzen heran. Sie ruckelt die Plätzchendose Zentimeter für Zentimeter nach vorne. Als sie an der Kante steht, bekommt die Dose Übergewicht und fällt vom Schrank herunter. Der Deckel springt auf und alle Kekse fallen heraus. Nun ist aus dem schönen Weihnachtsgebäck Paniermehl geworden. Die Mutter schimpft laut und denkt: Heute ist doch noch gar nicht der 13. und trotzdem geht alles schief! Dabei ist sie sonst nicht abergläubisch.

 

            Die Geschwister haben den Lärm gehört und kommen in die Küche gelaufen. Dort sitzt die Mutter am Boden, neben den Krümeln und Keksstücken, die von all der Pracht übriggeblieben sind. Sie macht ein unglückliches Gesicht und sagt: „Die Reste könnt ihr essen. Mir ist alles heruntergefallen und was sollen wir sonst mit dem Krümelberg anfangen?“

Tim druckst herum. Er hat ein schlechtes Gewissen. Erstens, weil er die Kekse kaputt gemacht hat und dann auch noch, weil Mama denkt, sie selbst sei es gewesen. Es scheint ihm falsch, jetzt zur Belohnung die Krümel essen zu dürfen. Auch Sonja scheint keinen rechten Appetit zu haben.

            „Wir waren das, Mama!“, platzt Tim mit der Wahrheit heraus. „Als du gegangen bist, da war der Hunger auf deine Plätzchen so groß, dass wir uns zwei Kringel nehmen wollten und da ist die Dose abgestürzt. Nun sind alle zerbrochen.“

            „Ja, das tut uns wirklich leid. Du hast dir doch solche Arbeit gemacht“, ergänzt Sonja.

De Mutter weiß im ersten Augenblick nicht, wie sie reagieren soll. Doch sie entschließt sich, zu lachen.

            „Das kommt davon, wenn man die Kekse versteckt. Wir haben alle ein bisschen Schuld an der Sache. Lasst uns Kakao kochen und die Krümel gemeinsam aufessen.“

 

            Als der Vater kommt, sitzen alle am Tisch, vor sich eine Kanne Kakao und einen Berg von Krümeln.

            „Ihr esst Paniermehl? Haben wir kein Brot mehr?“, fragt er verwundert und versteht nicht, warum die drei übermütig zu lachen beginnen. Doch es dauert nicht lange, da kennt er die ganze Geschichte. Und am nächsten Tag beschließen alle, noch einmal mit dem Backen zu beginnen. Schließlich ist bald Nikolausabend und da können sie doch keine Krümel verspeisen.

 

 

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