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Selbstverständlich gibt es mit der "Blick-ins-Buch-Funktion" eine Leseprobe. Also auf ins magische Schottland!

Aufrecht gehn, den Himmel sehn

Neben meinen Büchern, die durchweg in der Unterhal-tungslektüre ihren Platz haben, ist ein biblisches Musical für Kinder ab sechs Jahre in Chor-und Theatergruppen erschienen. In diesem Buch befinden sich Lieder, Sprechtexte und Notenmaterial für eine 30-minütige Aufführung.  In sechs Szenenbildern und ebenso vielen Liedern begegnen die Kinder Sarah, deren Blick auf den Boden gewandt ist und die an dieser Last schwer trägt. Und sie erfahren, was geschieht als Jesus in Sarahs Leben tritt... Das Buch im lese- und musikerfreund-lichen Großformat ist bei Amazon erhältlich.

1. Dezember

Das Wettrüsten

 

     Es ist sieben Uhr morgens. Elfi verlässt ihr Heim in einer ruhigen Bungalowsiedlung und begibt sich auf den Weg zur Arbeit. Im November gibt es reichlich zu tun, da sitzt sie lieber schon früh an ihrem Schreibtisch. Schließlich lässt sich nichts von dem, was sie tun muss, aufschieben. Ihr Göttergatte hingegen hat heute frei und dreht sich zu diesem Zeitpunkt noch einmal genüsslich im Bett um. So eben hört er noch, wie Elfi „Bis heute Abend“, ruft, dann fällt die Tür ins Schloss. Manfred freut sich auf einen ruhigen Tag daheim.

 

     Als er um neun aus den Federn kriecht, fällt sein Blick aus dem Schlafzimmerfenster. Er sieht, wie Frau Kunze ihre Fenster wienert. Auf einmal kommt ihm eine Idee. Elfi wird sich freuen, wenn er das für sie erledigt. Und am Samstag können sie dann beide etwas länger im Bett liegen bleiben. Energiegeladen macht Manfred sich auf die Suche nach dem nötigen Zubehör, lässt Wasser in einen Eimer laufen, räumt die Blumen und Rumsteherle, wie er Elfis Dekoklamotten gerne nennt, von den Fensterbänken und rüstet sich mit einer stattlichen Anzahl Putztücher aus. Jetzt kann es losgehen. Erstmal die Fenster zum Garten, dann nach vorne raus.

 

     Laut singt er beim Putzen die alten Schlager mit, die in der Schlagerparade des Radiosenders laufen. „You are the sunshine of my life!“, grölt er und der Lappen wedelt auf und ab. Er schafft es nicht, das große Fenster streifenfrei zu wienern. Elfi wird’s trotzdem freuen, hofft er. Gegen elf ist das Küchenfenster dran. Frau Kunze scheint schon fertig zu sein, dabei hat sie vorne mehr Fenster zu putzen als er. Doch irgendetwas veranstaltet sie dort drüben. Manfred verharrt einen Augenblick auf der Leiter und sieht angestrengt zu ihr hinüber.

     Jetzt kann er erkennen, was sie tut: Sie dekoriert ihre Weihnachtsbeleuchtung. Vorsichtshalber wirft Manfred einen Blick auf den Kalender. Aber er irrt sich nicht: heute ist der 20. November. Reichlich früh für weihnachtliche Lichter, findet Manfred. Eigentlich. Aber vielleicht würde Elfi, wenn sie am Samstag die Fenster putzte, auch schon damit beginnen? Da konnte er ihr doch die Freude machen und ihr diese Arbeit ebenfalls abnehmen. Also schnell das Fenster fertig gemacht und ab in den Keller.

 

     Eine Viertelstunde später hat Manfred zahllose Kisten vor sich aufgereiht. Ganz sicher ist er nicht, was sich in welcher Kiste befindet. Aber das kann man ja ändern. So reißt er die Paketklebestreifen von den Kartons und sortiert sich die Gegenstände vor seinen Füßen auf dem Parkett. Bald reihen sich Lichterketten, Tannenzapfen, rote Äpfel, Sterne und bunte Bänder vor seinen Füßen auf. Aber was ist nun für den Advent und was bewahrt Elfi bis Weihnachten auf? Manfred hat nicht den leisesten Schimmer. Vielleicht ist das ja egal? Ein wenig Abwechslung kann schließlich nicht schaden.

     Zuerst installiert er in jedem Fenster eine Lichterkette, dann stellt er fest, dass die Wirkung ohne Tannengrün nicht ganz dieselbe ist. Also geht er in den Garten und schnibbelt an Elfis Tanne herum, die sie vor Jahren gepflanzt hat. Beim Gärtner gibt es sicher noch kein passendes Grünzeug. Eine halbe Stunde lang sucht er in den Kisten nach Draht. Er windet ihn um die Zweige und bastelt dicke Girlanden. Dass die Tanne nun ein wenig kahl aussieht, nimmt er in Kauf. Die wird schon wieder nachwachsen. Er fädelt Äpfel, Sterne und Bänder auf die Girlanden und windet die Lichterketten darum. Dann steigt er auf die Leiter und hängt sein Erzeugnis am Fensterrahmen auf. Dazu braucht er ein paar Nägel. Wie macht Elfi das bloß? Mit einem Hammer hat er sie noch nie hantieren hören. Na, die unschönen Löcher kann er nach dem Fest mit Holzkitt verschließen.

     So, nach zwei Stunden hat er die Fenster perfekt dekoriert. Mit dem Weihnachtsschmuck ist er gerade so eben ausgekommen. Für den Christbaum bleibt nichts mehr übrig. Aber bis dahin kann Elfi ja noch etwas Neues kaufen, findet Manfred.

 

     Triumphierend blickt er zu Frau Kunze hinüber. Die hat ihm ein paar Stunden voraus und beginnt damit, Rentiere nebst Schlitten auf dem Rasen zu installieren. Manfred ärgert sich, dass sie so etwas nicht im Haus haben. Vielleicht kann er mit der Party-Lichterkette schnell etwas bauen? In der Garage steht noch eine alte Holztür. Mit großzügigen Strichen eines alten Eddings malt er ein Rentier mit Anhänger auf die Tür und greift nach der Stichsäge. Am Ende, wenn man nicht zu genau hinsieht, gibt das Gebilde ein passables Rentiergespann ab. Nun tackert Manfred die Lichterkette auf das Holz und besprüht alles mit schwarzer Farbe. Die Lichter sollen ja wirken, nicht die Form.

     In der Garage wirbeln die Sägespäne auf, als er sein Werk vor das Haus schleppt und den Stecker im Kellerloch versinken lässt. Das Kabel wird er mit einer Zeitschaltuhr versehen, die hat er gerade auf der Suche nach dem Edding in der Schublade entdeckt.

     Frau Kunze, die angestrengt über seine Leistung hinwegsieht, legt jetzt goldene Sterne auf ihren Rasen. Na ja, die Pappe der Kartons wird ihm dienlich sein. Die waren ja jetzt leer. Manfred malt schräge, sechszackige Sterne auf den Karton und stellt fest, wie schwierig das ist. Dann sprüht er sie mit Goldlack an. Die Reste vermischen sich auf dem Garagenboden mit den Sägespänen. Ein Teil davon klebt unter Manfreds Schuhsohlen. Er trägt die goldene Farbe durch das ganze Haus, merkt aber nichts davon. Seine Arbeit nimmt ihn völlig in Anspruch. Mit dem größten Stern streift er die Leiter, die noch von der Fensterputzaktion herumsteht. Der Eimer mit dem Schmutzwasser fällt von der Plattform. Jetzt muss er auch noch aufwischen. Langsam wird das Projekt anstrengend.

     

       Er verteilt goldene Sterne auf dem Rasen, als hätte jemand dort die komplette Milchstraße ausgekippt. Dazwischen sieht man blinkende Fußabdrücke, die aus dem Haus über den Rasen führen. Die Kunze, so sieht Manfred zu seinem großen Ärger, packt jetzt auch noch den Plastikschneemann aus, den sie im letzten Jahr als Neuerwerb angepriesen hatte. Manfred denkt einen winzigen Moment nach, dann kommt ihm eine Idee. Er rollt ein paar alte Handtücher fest zu Kugeln zusammen, die er mit dem Paketklebeband fixiert und schneidet das alte Sofakissen auf. Die Federn klebt er mit dem Kleister von der letzten Renovierung auf die Kugeln und steckt diese übereinander auf einen alten Besenstiel. Nun noch der Zylinder von Onkel Karl, der ohnehin nutzlos im Keller vergammelt, und schon ist der Schneemann fertig. Unter Manfreds goldenen Sohlen verbinden sich Federn und Sägespäne zu einer unheilvollen Substanz. Den unteren Teil des Stiels rammt er in den Boden und ein windschiefer Schneemann erhebt sich über dem Blumenbeet seiner Frau, in dem ein paar späte Rosen blühen.

     Manfred schaut auf die Uhr. Der Tag ist wie im Flug vergangen. Bald kommt Elfi heim. Es ist Zeit, die Lampen einzuschalten. Die Dämmerung neigt sich einem viel zu warmen Novemberabend zu.

     Der brave Hausmann freut sich, als seine Frau heimkommt. Er übersieht, dass ihr Mund vor Überraschung weit aufsteht und dass es sich hierbei nicht unbedingt um ein positives Zeichen handelt. Stattdessen trägt ihr Gesicht einen leicht hysterischen Zug. Der Tag im Büro war lang und anstrengend und wird nun getoppt von einem schwarzen Rentierschlitten und einem nicht ganz kugelförmigen, dreiteiligen Federgebilde, das an einen Schneemann erinnert und Onkel Karls Zylinder trägt. An allen Fenstern blinkt und leuchtet es weihnachtlich und das Licht bricht sich in den Streifen, die Manfred beim Fensterputzen auf die Scheiben gezaubert hat. Seine Bemühungen können der Deko von Frau Kunze nicht das Wasser reichen. Apropos Wasser – als Trudi eintritt, kniet Manfred am Boden und wischt den Schmutzwassersee auf. Neben ihm stehen die Überreste mehrerer leerer Kartons, aus denen Sternsilhouetten hervortreten wie schwarze Löcher und eine Reihe goldener Fußtritte zeigt den Weg, den Manfred durch das ganze Haus genommen hat.

     „Manfred, wir haben den 20. November!“, röchelt Elfi, angesichts des Desasters.

     „Ja, aber Frau Kunze,...!“ stammelt Manfred, der sich jetzt umsieht, erkennt, was er angerichtet hat und die Schuld gerne auf die Nachbarin abwälzen möchte.

     „Morgen gehst du wieder arbeiten!“, erklärt Elfi mit zitternder Stimme. „Im Verteidigungsministerium kannst du nicht halb so viel Unheil anrichten!“

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Kommentare: 2
  • #2

    Monika (Mittwoch, 01 Dezember 2021 11:14)

    Hallo Anja, es freut mich sehr, daß Du in diesem Jahr wieder einen schönen Adventskalender gestaltet hast. In der heutigen schwierigen Zeit sind Deine Geschichten eine schöne Abwechslung.
    Weiter so �

  • #1

    Monika (Mittwoch, 01 Dezember 2021 11:06)

    Hallo Anja, das ist eine schöne Geschichte aus dem wahren Leben. Lustig zu lesen.
    Weiter so�